“Es geht nur, wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen” – Artikel im Mannheimer Morgen

MANNHEIM. Das strahlende Wetter lockt nicht nur Sonnenanbeter vor die Tür: Auch Grillfreunde zieht es bei den sommerlichen Temperaturen nach draußen. Seitdem im Jahr 2009 das Grillen an der Rheinpromenade auf dem Lindenhof verboten wurde, hat sich das abendliche Würstchenbrutzeln auf die Neckarwiese an der Dammstraße verlagert. Die Nähe zu den öffentlichen Verkehrsmitteln und zum Supermarkt sowie die Lage am Wasser machen sie zu einem beliebten Treffpunkt.

Dinner auf der Picknickdecke

Jörn Siemoneit, Ole Klein und Lenja Weber sind mit Freunden hier, auf dem Rost brutzeln schon Steaks, Würstchen und Käse. Die Medizinstudenten haben es sich auf einer Picknickdecke gemütlich gemacht, Essen und Getränke sind ordentlich angerichtet. Und der Müll? „Wir haben eine Mülltüte dabei, da kommt alles rein“, sagt Lenja, „dann müssen wir nicht immer zum Abfalleimer laufen.“ Tatsächlich liegt neben der Decke ein großer Plastiksack, Müll ist sonst nirgendwo in der Nähe der Gruppe zu sehen.

Leider verhalten sich nicht alle so vorbildlich. Auf der Wiese gibt es immer wieder Stellen, an denen ausgekippte Salatreste, übriggebliebenes Grillgut und Plastikverpackungen liegen. „Müll und zurückgelassene Essensreste sind ein Problem“, erläutert Manfred Dittes, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Neckarpromenade, „das lockt Ratten an.“ Ein Grund, warum es immer wieder zu Interessenskonflikten zwischen Grillfreunden und Anwohnern der Neckarwiese kommt. Früher seien die Mülleimer häufig überfüllt gewesen, aber das habe sich inzwischen sehr gebessert, lobt Dittes die Anstrengungen der Stadtverwaltung.

Hinterlassenschaften nerven

Noch ärgerlicher als der Müll sind für die Anwohner jedoch andere Hinterlassenschaften: Direkt am Ufer können keine Toiletten installiert werden, da dieser Bereich regelmäßig von Hochwasser betroffen ist. Deshalb erleichtern sich immer wieder Besucher der Neckarwiese in der Nähe der Wohnhäuser. Und beim „Wildpinkeln“ bleibt es nicht. „An den Hausecken und in der Tiefgarage machen nicht nur Hunde ihr Geschäft“, ärgert sich Dittes. Sogar in seinem Garten sei das schon vorgekommen.

Dittes plädiert seit Jahren für die Einrichtung von Zonen mit festen Grillplätzen und einer entsprechenden Infrastruktur. „Das Grillen ist in Mannheim zwar überall erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Aber wenn Sie sich mal anschauen, wo es verboten ist, dann bleibt außer einem kleinen Bereich am Strandbad ja nur noch die Neckarwiese. Da muss man dann auch die Voraussetzungen schaffen.“ Außerdem sei es doch für alle von Vorteil, wenn Grillfreunde ihrer Tätigkeit an ausgewiesenen Plätzen nachgehen könnten und andere Besucher dem Rauch an anderen Stellen nicht ausgesetzt wären. Die Verbrennungen im Gras, die von den Billig-Grills aus Aluminium stammen, seien so ebenfalls vermeidbar. Laut Paragraf 5 der Polizeiverordnung für die Stadt Mannheim dürfen Grünflächen durch das Grillen nicht beschädigt werden – trotzdem sind überall auf der Wiese rechteckige, braune Flecken zu sehen. Jonas Masih ist mit seinen Freunden auf die Neckarwiese gekommen, um seinen zwanzigsten Geburtstag zu feiern. Er, Lara Culley und Isabell Jandl haben gerade erst angefeuert, das Grillgut liegt bereit. Der Grill, den sie mitgebracht haben, hat Standfüße – und einen Deckel, mit dem sich die Rauchentwicklung reduzieren lässt.

„Ich persönlich bekomme vom Rauch und dem Lärm jetzt nicht so viel mit, aber mein Toleranzbereich ist auch sehr groß. Vor allem in den oberen Stockwerken kann das bei entsprechendem Wind schon sehr stören“, sagt Dittes. Er wünscht sich eine Lösung, mit der alle einverstanden sind. Prinzipiell hat er nichts gegen das Grillen: „Der Neckar gehört allen. Eigentlich ist es ja schön, wenn Menschen hier ihre Freizeit gemeinsam verbringen. Aber das geht eben nur, wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen.“