Bewohnergemeinschaft Neckarpromenade will soziales Netzwerk gründen

Die Interessengemeinschaft (IG) Neckarpromenade Mannheim e.V., ein eingetragener Verein, möchte mit einer selbst organisierten Nachbarschaftshilfe ein soziales Netzwerk gründen – mit dem Anliegen:

Anonymität und Vereinsamung der über 3.000 Bewohner der Neckarufer-Nord-Bebauung, von denen die Hälfte mehr als 50 Jahre alt ist, entgegenzuwirken.

“Es gibt hier bereits viele ältere, alleinstehende Frauen, die wenig soziale Kontakte haben, das müssen wir ändern”, sagte Manfred Dittes, erster Vorsitzender der IG bei der Jahreshauptversammlung, die in der Alten Feuerwache stattfand. Constanze Schröder, Betreiberin eines ambulanten Pflegedienstes in Neuostheim, die dafür gewonnen werden konnte, mit den Anwohnern ein entsprechendes Konzept zu entwickeln, berichtete während der Zusammenkunft von ihren Erfahrungen.: “Die Menschen wollen in der Regel so lange wie möglich, auch wenn sie allein sind, in ihren eigenen Wohnungen bleiben. Aber bekommen wir als Nachbarn immer mit, wenn sie Hilfe brauchen?” Deshalb, so Schröder, sei es wichtig, eine entsprechende Sozialstruktur aufzubauen. Geplant ist, bei einem ersten Treffen mit den Bewohnern der Neckarufer-Nord-Bebauung Details festzuzurren.

Imposante Kulisse der Neckarufer-Nord-Bebauung: Mehr als die Hälfte der hier wohnenden Menschen ist jenseits der Fünfzig.
© tröster

Problem Würstchen-Brutzeln
Ein Thema, dass die Gemüter der Neckaranrainer bewegt, ist das Grillen am Flussufer. Die Mitglieder der IG sprachen sich für die Einrichtung einer sogenannten Ruhezone vor den Terrassenhäusern an der Neckarpromenade aus. Dort sollte das Grillen künftig untersagt werden. In diesem Frühjahr habe es unter anderem dadurch, dass die Wiese vor den Häusern so früh gemäht wurde, bereits ein “furchtbares Wochenende” gegeben, an dem das Brutzeln für die Bewohner unzumutbare Ausmaße angenommen hätte, erklärte Manfred Dittes: “Alle Sinne wurden traktiert, es hat gestunken, es war laut, es war grausam.” Mitglieder berichteten zudem von hinterlassenem Müll und in Vorgärten und in der Tiefgarage verrichteter Notdurft, die ebenfalls Begleiterscheinungen dieses “Grill-Saison-Beginns” gewesen seien. Im Jahr 2010 hatte der Gemeinderat durch einen Beschluss das Grillen bis auf wenige Ausnahmen im öffentlichen Raum erlaubt. Der Verein will dem Treiben nicht tatenlos zusehen und beabsichtigt unter anderem, Unterschriften der Bewohner zu sammeln, um bei den politisch Verantwortlichen darauf hinzuwirken, dass zumindest für den Bereich vor den Terrassenhäusern ein Verbot ausgesprochen wird. “Die müssen tabu sein”, betonte Dittes. Gleichzeitig ermutigte er die Anwesenden so oft wie möglich die Polizei anzurufen, wenn es eine Beschwerde gebe.

Probleme gibt es nach wie vor auch wegen der Tiefgarage. Partygäste der Feuerwache lärmten und hinterließen Müll. “Wenn hier an Samstagen Veranstaltungen sind, können wir sonntags die Flaschen einsammeln”, ärgerte sich ein Anwohner, “außerdem würden uneinsehbare Ecken als Toilette benutzt.” Zudem nehme das “wilde Parken” überhand. Eigentümer und Mieter kämen dadurch öfter nicht auf ihre Stellplätze. “Da muss etwas passieren, wir brauchen eine Ausweitung der Security und eine Überwachungskamera”, forderte Manfred Dittes. In der Tiefgarage gibt es 1.790 Stellplätze. Diese stehen den in der NUB untergebrachten 1.300 Wohneinheiten und fünf Berufsschulen mit circa 6.100 Schülern sowie der Alten Feuerwache und dem Jugendkulturzentrum Forum zur Verfügung. 51,6 Prozent der Kosten dieser Tiefgarage, durch die eine öffentliche Straße führt, übernimmt deshalb die Stadt Mannheim.

90 Mitglieder
Dem gesamten Vorstand bescheinigten die Mitglieder eine einwandfreie Arbeit. Rosemarie Gensler, die viele Jahre als Schatzmeisterin des Vereins tätig war, musste aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gremium ausscheiden. Für sie wurde Detlef Bonfert gewählt. Der 90 Mitglieder starke Verein, der 1990 gegründet wurde, vertritt die Interessen der Wohnungseigentümer genauso wie die der Mieter von NUB-Wohnungen.

Autorin: Bettina Henkelmann
© Mannheimer Morgen, Freitag, 11.05.2012